Pfusch hoch 10

Vergaser läuft nicht? Die Karre bremst nicht oder ihr habt andere technische Probleme? Hier gehört's rein!
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barrysheen7
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Pfusch hoch 10

Beitrag von barrysheen7 » 30. Jul 2018, 18:11

Da staunte ich heute nicht schlecht. Eigentlich war ich nach Osnabrück gefahren, um von einem Fachbetrieb mein Getriebe im Fahrbetrieb testen zu lassen. Der Werkstattmann hatte nichts an der Cruise-O-Matic zu bemängeln, war aber sichtlich erschüttert, wie wenig Leistung mein 352 Motor auf die Straße brachte. Alle Versuche, ein wenig Gummi auf den Asphalt zu brennen, versagten. Was stimmte da nicht?

Ich erwähnte beiläufig den Einbau der Pertronix Zündanlage und dass der Dinklager Fachbetrieb die Zündung wieder auf den Punkt gestellt hätte, wo sie vor dem Einbau der kontaktlosen Zündung gestanden hätte...Mhm?..."Das schauen wir uns doch mal genauer an." Die erste Überraschung war, dass die Zündung statt auf Früh- auf Spätzündung eingestellt war. Das wurde schnell geändert. Nun lief der Motor leider im Stand noch höher als vorher. "Mist!" Der Versuch, die Leerlaufschraube hineinzudrehen missling, weil die Drosselklappe bereits am Gehäuse anschlug. "Also deswegen hatten die Pfuscher die Zündung verstellt...sie wollten die viel zu hohe Leerlaufdrehzahl runterbringen. Aber warum lief der Bock so hoch?" Die Gemischschrauben waren ja auch voll rausgedreht. Etwas Startpilot brachte die Erkenntnis. Der Autolite 4100 zog gewaltig Nebenluft durch die weggeblasene Dichtung zur Ansaugbrücke. Was war also geschehen?

Irgendwelche Vollpfosten oder Sparfüchse hatten sich die 10,-€ für die Vergaserdichtung sparen wollen, das Problem der zusätzlichen Luft durch Anhebung der Spritmenge kompensiert und die daraus resultierende erhöhte Leerlaufdrehzahl durch verstellen der Zündung hingebogen. Fazit: Der Bock säuft wie ein Loch und zieht keinen Hering vom Teller. Prima hingepfuscht!

Ich wundere mich jetzt nur, dass weder der freundliche Händler aus dem Raum Minden, der den Wagen vor seiner Auslieferung gründlich gecheckt hat, noch der Schrauber des Vorbesitzers, der noch vor Kurzem dem Galaxie neue Kontakte nebst Kondensator verpasst hatte, noch die Oldtimerkoryphähe aus Dinklage, nach dem Einbau der Pertronix, auf diesen Umstand aufmerksam wurden.

Das schöne dran ist, dass ich mir vorerst keine Gedanken mehr über eine Vergaserüberholung machen brauche, oder geschweige denn den Kauf eines Zubehörvergasers in Erwägung ziehen muss. Eine Dichtung für 10,-€ tut es auch. Ja, und eine gute Werkstatt braucht man, die weiß, wonach man gucken sollte. Danke Thomas von Classic Carré.

Gruß
Andreas

P.S. Verzeiht mir, wenn ich bei der technischen Beschreibung evtl. eine Schraube zu viel aufgeführt habe. Ich habe als Laie versucht, das heute erlebte korrekt wiederzugeben. Also schimpft nicht zu doll mit mir.

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Axel
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Beitrag von Axel » 30. Jul 2018, 22:51

Super, dass der Fachbetrieb das rausgefunden hat! Schon blöd, wenn da an soviel Schrauben rumkompensiert wird.
Was hat sich mit deinem Getriebe ergeben?

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Beitrag von barrysheen7 » 31. Jul 2018, 09:57

Getriebe ist gesund, Axel. Danke der Nachfrage.
Das Klacken beim Gangeinlegen im Stand wird ab Donnerstag besser, wenn der Vergaser neu abgedichtet ist und die Leerlaufdrehzahl auf ein vernünftiges Maß gebracht wird.
Im Fahrbetrieb kommen die Geräusche vermutlich von etwas Spiel im Antriebsstrang. Die Kreuzgelenke sind furztrochen und werden noch abgeschmiert. Ansonsten müsste man ans Differenzial, um das Spiel auszumerzen. Aber, wie man mir sagte, wäre das alles im Rahmen und Klagen auf hohem Niveau.
Na, wenigstens eine Baustelle weniger.
Bis dann
Andreas

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Beitrag von barrysheen7 » 1. Aug 2018, 18:36

Hallo an alle,
kleiner Nachtrag zum verstelltem Motor. Bin heute mit einer guten Bekanntin ne Runde nach Oldenburg gecruist und hab anschließend wieder getankt. Ups! Nur durch die Zündverstellung hat er jetzt schon 5 Liter weniger verbraucht.
Jetzt warten wir mal die Abdichtung des Vergasers morgen ab. Danach wird wieder fröhlich gefahren und gerechnet. Aber ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg.
Gruß
Andreas

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Beitrag von burnout » 1. Aug 2018, 21:07

Hui! Andreas, was nimmt sich der Galaxie denn bzw. hat er vorher genommen? Das klingt ja arg suboptimal.
Gruß
Christian

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Beitrag von barrysheen7 » 1. Aug 2018, 21:58

Hallo,
meine Fahrweise ist als eher zurückhaltend zu bezeichnen. 55-60 Meilen Topspeed, luschiges Hochbeschleunigen, keine Burnouts, Ampelstarts oder überflüssiges Motorgebrüll. Viel Langstrecke zu Treffen.

Bisheriger Durchschnittsverbrauch auf den ersten 2.000km, getankt immer an der selben Säule = 22 Liter

Jetzt nach Richtigstellung der Zündung = 17,1 Liter.

Der Vergaser ist noch der originale Autolite 4100 Vierfachvergaser. Aber ob noch das
drin ist, was drauf steht...wer weiß das schon. Vielleicht hat auch irgendwann jemand den originalen Vergaser umgedüst oder einen baugleichen von einem anderem Fahrzeug, allerdings mit anderem Innenleben, aufgesetzt. Eigentlich bräuchte ich ein Datenblatt des Autolite 4100 passend für den 352 Thunderbird Motors des 65 Galaxies und dann könnte man durch zerlegen und nachmessen bzw. nachschauen überprüfen ob alles noch passt.

Gruß
Andreas

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Beitrag von burnout » 1. Aug 2018, 22:42

17 Liter klingt schon ganz gut. Ich denke viel weniger ist auch nicht wirklich machbar. Heiko hat selbst mit seinem gemachten Motoranständige 18 Liter hinbekommen, wenn ich das richtig behalten habe.
Gruß
Christian

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Beitrag von Vincentvega » 2. Aug 2018, 07:12

Hört sich nach nem wirklich guten Fachbetrieb an. Die Zusammenhänge muss man erstmal erkennen.
Cool.

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Beitrag von barrysheen7 » 2. Aug 2018, 17:01

Hallo Leute,
wir sind heute einen Schritt weiter gekommen.
Die beiden Vergaserdichtungen unterhalb und oberhalb der Vergaservorwärmung wurden erneuert und anschließend der Vergaser eingestellt. CO2-Wert 3,5%.

Bei der Probefahrt viel allerdings auf, dass der Motor im Stand bei abrupten Gasstößen ausging. Es stellte sich heraus, dass der Halter, wo der Gaszug eingehängt wird, auf der Welle (auf der die Drosselklappen befestigt sind) überdreht. Das hat zur Folge, dass im ersten Moment des Gasgebens Sprit eingespritzt wird, jedoch die Droßelklappe nicht aufmacht und der Motor würgt ab.

Nun muss dieser Halter wieder auf der Welle fixiert werden. Anschweißen ist nicht möglich, da die Welle aus Messing ist. Evtl. wird in die Welle eine kleine Böhrung gemacht, ein Gewinde hineingeschnitten und eine Schreibe hineingedreht, die die Welle etwas dehnt und im Gaszughalter klemmt. Da die Schraube aus Eisen ist, könnte man diese dann am Halter anpunkten und das Spiel am Gaszug wäre behoben. Schauen wir mal. Oder hat jemand noch eine bessere Idee, wie man den Gaszughalter auf der Welle wieder fixieren kann?

Gruß
Andreas

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Beitrag von barrysheen7 » 3. Aug 2018, 14:01

Hallo Leute,
so, die Geschichte hat ihr gutes Ende gefunden.
War heute das dritte Mal in Osnabrück in der Werkstatt. Es wurde der Vergaser abgenommen, eine Bohrung in die Droßelklappenwelle gemacht, ein Gewinde eingeschnitten und eine Schraube mit Scheibe reingeschraubt. Dann wurde die Scheibe mit dem Halter des Gaszuges verschweißt und fertig. Das Spiel ist weg, der Vergaser verschluckt sich nicht mehr und hängt sauber am Gas.

Als letztes wurde das Gaspedal ausgebaut, da dieses durch den Teppich und die Dämmmatte nur zu etwas mehr als die Hälfte durchzutreten war.

Probefahrt: Der "unterdruckgesteuerte Kickdown" machte schon Spaß, aber als ich dann zum ersten Mal das Gaspedal ganz runterteten konnte....ging das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

O.K. alle Selbstschrauber werden jetzt vielleicht sagen, dass sie das auch alleine herausgefunden hätten und schrauben ist ja nicht so schwer.
Ich als Laie und blutiger Anfänger mit US-Cars sehe die drei Werkstattbesuche (knapp 6 Std. Arbeit, fast 500,-€) für gut angelegt.
  • Das Auto hängt das erste Mal am Gas
  • Man kann erst jetzt Vollgas fahren
  • Der Kickdown funktioniert
  • Der Verbrauch ist um 5 Liter gesenkt worden
  • Durch den niedrigen Leerlauf geschiet das Gangeinlegen ohne Geknalle
  • Bis auf zwei selbstgeschnittene Dichtung wurden keine Teile benötigt
  • Der Wagen macht einfach mehr Spaß
Ja, Marc, falls du das liest...nicht ärgern das du diesen Asphaltbrenner verkauft hast.
Er kann jedenfalls mehr, als man noch vor drei Monaten dachte.
Gruß
Andreas

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