anfangen möchte ich mit einer kurzen Zusammenfassung von meinem ersten Projekt, dem 66er Mustang Coupe. Nachdem ich Ende 2020 sehr blauäugig zugeschlagen hab (ein einziges US-Car besichtigt, einmal 5min über den Hof gefahren, am selben Tag gekauft, keine Spaßbremse anwesend) stand ein langer Lernprozess und finanziell objektiv ein absolutes Desaster vor mir. Das Auto war damals nicht bereit für die Straße und ich nicht bereit für das Auto. Nach anfänglichem Misserfolg in einer Oldtimer Werkstatt hab ich mich jedoch selber an die Technik gewagt und über die Jahre einiges in Eigenregie geschafft. Größte Etappe dabei war nach dem Umzug in meine neue Halle im Winter 22/23 der Einbau eines überholten Motors, die Überholung vom C4 Getriebe und mehrere Schweißarbeiten im Motorraum. Abgeschlossen wurde das Ganze mit einer Dosenlackierung vom Motorraum und dem aufhübschen einiger Teile im Motorraum. In den nachfolgenden Jahren kamen noch ein paar Detailverbesserungen wie der Umbau auf 5-Gang Handschaltung. Aktuell bin ich sehr glücklich mit dem Wagen, immerhin habe ich es ohne Probleme auf die fomoco Nationals geschafft. Natürlich ist kein Show-Car draus geworden, aber ein solider Driver.
Durch das Coupe-Projekt hat es schon länger in den Fingern gejuckt ein neues Projekt zu starten und diesmal das Ganze etwas zielgerichteter zu betreiben. Frei nach dem Motto: ein Wagen zum Schrauben und einen zum Fahren. Daher ging die Suche nach einer Projektbasis los, bzw. auf der Merkliste haben noch Einträge geschlummert.
Das Ziel war ein Projekt zu finden, das nicht lackiert werden muss. Auch wenn ich etwas Lust auf Blecharbeiten habe, will ich nichts, was sich erst Jahre zieht, bevor es gefahren werden kann. Also eine brauchbare Substanz, eher Arbeit an der Technik. Weitere Wunsch-Faktoren waren noch Servolenkung, Bremskraftverstärker, Automatik und ein wenig mehr Sicherheitsfeatures, also ein Wagen, der zum super gemütlichen Cruisen geeignet ist. Das Coupe ist nach dem Umbau auf die Handschaltung zwar spaßig, aber doch etwas schwerer zu fahren.
Der 72er Mustang von meinem Mitstreiter hat eigentlich alle Wunschfeatures erfüllt, auch hat mir der Wagen auf den Probefahrt viel Spaß gemacht. Daher hat sich die Suche auf einen 71er bis 73er Mustang eingegrenzt, am liebsten als Sportsroof / Mach1. Mein Budget hatte ich erstmal eher niedrig ansetzen wollen, daher sahen die Chancen auf einen Mach 1 etwas Mau aus.
Bei Mobile ist dann ein weißer 73er Mach 1 H-Code (351C) aufgetaucht, sogar ziemlich in der Nähe von Hannover. Tja, was soll ich sagen: Hingefahren, eine Nacht überlegt und gekauft. Leider wurde der Wagen aus dem Nachlass eines Mustang-Enthusiasten verkauft, der ihn nicht mehr selbst fertigstellen konnte. Jedoch passte er dadurch in mein Budget.
Interessanter Weise ist der Wagen schon seit 1991 in Deutschland, 1993 wurde sich um eine Zulassung bemüht. Jedoch ist der Wagen noch nie in Deutschland zugelassen worden und vermutlich auch kaum gefahren worden. 2022 wurde der Wagen nochmal verkauft und ist nun bei mir gelandet. Hier werde ich nochmal mehr zur Historie in Erfahrung bringen.
Das Projekt erfüllt auch genau das, was ich gesucht habe. Die Substanz ist super, nur das Fußraumblech hinten links wurde sauber getauscht und am Batterieblech wurde etwas improvisiert, das mache ich wohl nochmal neu. Sonst ist der Wagen 100% originales Blech, meiner Meinung nach unfallfrei, bis auf die Windschutzscheibe originales Glas. Der Innenraum braucht etwas Liebe, hat aber kaum Fehlteile. Der Lack ist bis auf die Tür der Fahrerseite auch vollkommen in Ordnung, zumindest wenn man weit weg steht.
Die Originalfarbe “Light Pewter Metallic” ist auch klasse, das hat mir den Wagen von Viktor auf den Nationals nochmal gezeigt. Daher ist der Wagen ein guter Kandidat für eine spätere Vollresto

Aber erstmal ist (war) der Plan, den Wagen mit minimalem Aufwand verkehrssicher zu machen und die Zulassung zu erledigen, danach häppchenweise die Details zu machen. Dadurch, dass der Wagen in den letzten 34 Jahren wenig bewegt wurde, ist noch vieles original. Kein echter Survivor und auch keine echte Zeitkapsel, aber auch keine Bastelbude wie vieles, was angeboten wird.
Also vorab Ölwechsel, Bremsen sowie ein paar Leckagen beheben. Nachdem ich festgestellt habe, dass der Motor ein 71er 351C 2V mit Flat Top Kolben ist, war erstmal kurz Freude da. Nachdem ich das Öldruckmanometer angeschlossen habe sowie einen Blick unter die Ventildeckel geworfen habe, ändert sich leider erstmal die Laune und der Zeitplan.
Der Wagen lief und wurde auch Probe gefahren, die Öl-Lampe war aus. Aber der Öldruck ist leider praktisch nicht-existent, die Motorspülung hat auch nichts gegen die Ölkohle anrichten können. Vielleicht hat jemand mal den Ölwechsel verschlampt, reine Spekulation

Daher sind Motor und Getriebe dank der Hilfe von Hendrik ausgebaut worden. Mein größtes Problem ist, abgesehen davon dass der letzte Ölwechseln in den 80er war, leider ein “Spun Bearing” am 2ten Hauptlagerbock. Die Kurbelwelle ließ sich eingebaut noch super drehen, hatte das Problem nicht kommen sehen. Eine erste Vermessung hat zum Glück ergeben, dass der Block keinen Schaden genommen hat, so ist die Bohrung noch in Toleranz. Die Kurbelwelle hat an der Stelle jedoch etwa 0,05 mm bis 0,08 mm Verschleiß/Untermaß. Daher muss diese an den Hauptlagern geschliffen werden. An den Pleuellagern komme ich hoffentlich mit polieren davon.
Lagerzapfen des "Spun Bearing" Video:
https://photos.app.goo.gl/UZ1wsCYWkRTL3Dmv5
Motor von innen: Die Kolbenbohrungen sind wie erhofft Standardmaß, theoretisch vom Maß noch am obersten Toleranzende, jedoch nicht von der Rundheit und Konizität. Daher muss wohl 0.020” Übermaß gebohrt werden, zumal auch ein deutlicher Rostansatz in einigen Zylindern zu erkennen ist. Immerhin mal keine gebrochenen Kolbenringe, eine gute Abwechslung für mich nach dem katastrophalen 302 aus meinem Coupe.
Die Pleuel sehen zum Glück super aus, die Vermessung hat auch keine Abweichungen außerhalb der Toleranz ergeben. Die Nockenwelle ist leider ebenfalls eingelaufen und hat an einigen Nocken sichtbar Hub verloren. Entsprechend sehen manche Hydros von unten auch nicht mehr toll aus. Kipphebel und Stößelstangen haben keinen sichtbaren Verschleiß gezeigt oder andere Probleme offenbart. Die Nockenwellenlager müssen neu, so viel Ölkohle wie sich auf der nicht belasteten Seite gesammelt hat, deutet das doch auf großes Lagerspiel hin.
Die 2V-Köpfe haben noch keine Ventilsitze verbaut, die Ventile/Führungen haben leider merkliches Spiel außerhalb der Toleranz. Die Ventilschaftdichtungen haben sich alle bereits komplett aufgelöst, dass der Motor keine Unmengen Öl verbaut hat ist mir unerklärlich. Ich muss also auch die Köpfe machen lassen. Zusätzlich habe ich mir noch ein Satz 4V Köpfe organisiert, mit den Option die Motor als Stroker aufzubauen.
Aktuell tendiere ich zur 2V-"Architektur" um in Verbindung mit der Automatik die beste Fahrbarkeit zu erreichen. Gerne lasse ich mich aber eines besseren belehren.
Ich freue mich hier weiter von dem Projekt zu berichten.