Die Antwort auf die ewige Ölfrage !

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Henk
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Die Antwort auf die ewige Ölfrage !

Beitrag von Henk » 3. Apr 2017, 19:10

Die Frage welche Ölviskosität auf den Oldtimer muss, ist wohl so alt wie der Oldtimer desjenigen der die Frage stellt ;)

Dieser Frage muss man vorerst mit einer Gegenfrage begegnen; "Welches Lagerspiel haben Kurbelwellenlager und Pleuellager?"
Die wenigsten wissen dies und die, die es wissen stellen die "Ölfrage" nicht :!:

Lagerspiel bei Pleuellager und die dazugehörigen Ölviskosität
.0015" bis .0018" sollten 5W-20 verwenden.
.002" bis .0024" sollten 5W-30 verwenden
.0025" bis .0029" sollten 10W-40 verwenden
.0030" bis .004" sollten 20W-50 verwenden
.0041" bis .005" sollten 10W-60 verwenden

Lagerspiel bei Kurbelwellenlager und die dazugehörigen Ölviskosität
.0015" bis .002" sollten 5W-20 verwenden
.002" bis .0025" sollten 5W-30 verwenden
.0026" to .003" sollten 10W-40 verwenden
.0031" to .0041" sollten 20W-50 verwenden
.0042" to .0052" sollten 10W-60 verwenden

Jetzt wird jeder der die Ölfrage stellt, die nächste Frage stellen; "Woher soll ich wissen welches Lagerspiel mein Motor hat!?"

Das gibt es zwei mögliche Wege, der eine bedeutet den Motor zu zerlegen und mit Plastigage das Lagerspiel ermitteln!
Solange der Motor ordentlich läuft, macht das nun wirklich niemand :D

Also Weg zwei, aber auch der hat wenig mit Handauflegen oder Christalkugeln zu tun, da heisst es dann einfach mal Informationstechnik einbauen falls nicht vorhanden in Form von Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und Öltemperaturanzeige.

Das sind die Mindestanforderungen um sich einen einigermassen aussagekräftiges Bild über den Zustand des Motors zu machen bzw. dessen Lagerspiel.
Ein Motor hat nach all den Jahren natürlich auch verschleiss und wenn man es genau nimmt muss man das Öl dem Verschleisszustand anpassen um dem Zahn der Zeit ein wenig entgegen zu wirken.

Wenn der Ölfragensteller nun noch ein Werkstatthandbuch zu seinem Fahrzeug/Motor hätte, würde er die Ölfrage vermutlich auch nicht stellen, denn die benötogte Ölviskosität steht da zumeist in diesem Werkstatt/Service Handbuch.
Diese Viskositätsangabe bezieht sich jedoch auf den neuen, noch unverschlissenen Motor und je nach Pflegezustand und Ölwechselintervalle gillt diese Ölviskosität auch noch viele jahre nach der Erstinbetriebnahme.

Nunja, die meisten müssen die Frage welchen Pflegezustand der Motor hat mit "Karriere unbekannt" beantworten!

Nun kommen wir zum Fallbeispiel:
Das Werkstatthandbuch sagt: 10w30 und 45psi Öldruck bei 800-900U/min und 60psi bei 2000U/min

Da ihr nach 30 oder 40 jahren davon ausgehen könnt das der Motor entweder noch unangetatstet und schon mindestens einmal überholt worden ist und das evtl. ohne euer wissen, benötigt ihr die oben genannten Zusatzinstrumente (nicht die originalen Schätzeisen).
Anhand der verwendeten Ölwiskosität und dem bei Drehzahl X anliegenden Öldruck kann man Rückschlüsse auf das Lagerspiel bzw. den Verschleisszustand des Motors ziehen.

Liegt der Öldruck unterhalb bzw. die Ölviskosität oberhalb der Werksangabe hat der Motor Verschleisserscheinungen, den Verschleiss kann man nicht Rückgängig machen, egal was diverse Wundermittelchen versprechen.
Man kann mit Zahnpasta auch kein Loch im Zahn zurück bilden.

Mit einer etwas höheren Ölviskosität als der Serienangabe, kann man zukünftigen Verschleiss etwas entgegen wirken.
man sollte also anhand seiner Instrumente die Ölviskosität anpassen um den Öldruck der Werksangabe nicht zu unterschreiten.


Fazit, deine Motor braucht das passende Öl, es gibt keine richtige Antwort auf die Ölfrage wenn man die Gegenfrage nicht beantworten kann!
In den meisten Fällen ist es jedoch 15W40 oder 20W50, aber das will man doch genau wissen, weil ein zu dickes Öl bei geringen Lagerspiel genau sö schädlich ist wie zu dünnes Öl oder garkein Öl!

Ich hoffe das war nicht zu langatmig und verständlich be/geschrieben!

Cheers
Henk
Gruß Heiko aka Henk

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Beitrag von locdog » 22. Apr 2017, 21:40

Das mit dem Öldruck muss ich noch schauen, wie ich das bei meinem 351er hinbekomme... BJ 79 Ford Ranchero.. aber danke für den Leitfaden, ich muss dringend öl wechseln...

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Beitrag von Veterano » 26. Apr 2019, 11:00

Hallo Zusammen,

Wenn ich richtig recherchiert habe ist für meinen FE 390 aus 1970 ein API SD Öl freigegeben.

Kann hier auch ein beispielsweise API SF verwendet werden?

Viele Grüße

Micha

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Henk
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Beitrag von Henk » 26. Apr 2019, 19:35

@Veterano, die Spezifikation hat im großen und ganzen nichts mit der Viskosität zu tun, und die API Spezifikation für einen FE wäre eher SC wenn nicht sogar SB, da sie seit 1958 gebaut werden.
Aber es geht bei den Ölen eher um die benötigten Additiven wie z.B. ZDDP.
Aber dazu findest Du hier mehr Info
https://fomoco.eu/technische-informatio ... -t517.html
Gruß Heiko aka Henk

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Beitrag von Veterano » 26. Apr 2019, 20:58

@Henk: da hast du natürlich Recht. Ich hatte in meinem Shop Manual gesehen, dass Ford für mein Auto ein Öl mit der Spezifikation "Ford 101-B" vorgibt. Dies soll wiederrum API SD entsprechen. Ich konnte nur bisher nicht herausfinden, ob die API Klassen abwärtskompatibel sind. Mein Bedenken bei einer z. B. deutlich jüngeren API KLasse ist, dass diese Öle ggf. Additive enthalten die zwar für moderne Motoren positiv aber ggf. für die alten Eisen suboptimal sind.

Bei Ravenol hat man mir heute Nachmittag zu Formel Super SAE 15W 40 (Viskosität war dabei meine Vorgabe) geraten. Das Öl entspricht API SF. Den Anteil an ZDDP teilt man mir noch mit. Dann wird mit dem ZDDP Additiv ergänzt.

Das sollte dann passen bei dem "neuen" Motor.

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Beitrag von burnout » 26. Apr 2019, 21:23

Veterano hat geschrieben:Bei Ravenol hat man mir heute Nachmittag zu Formel Super SAE 15W 40 (Viskosität war dabei meine Vorgabe) geraten. Das Öl entspricht API SF. Den Anteil an ZDDP teilt man mir noch mit. Dann wird mit dem ZDDP Additiv ergänzt.
Hier, einfach mal auf Henks Link klicken:
Ravenol Formel Super 15W-40 API-SF
Zink: 1000 ppm

;-)
Gruß
Christian

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Beitrag von Veterano » 26. Apr 2019, 21:30

Dieses Detail hatte ich dann wohl nur überlesen :-)

Muchas gracias!

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Beitrag von locdog » 3. Sep 2021, 21:02

locdog hat geschrieben:
22. Apr 2017, 21:40
Das mit dem Öldruck muss ich noch schauen, wie ich das bei meinem 351er hinbekomme... BJ 79 Ford Ranchero.. aber danke für den Leitfaden, ich muss dringend öl wechseln...
Endlich mal Zeit gehabt. Ich habe im idle 45 psi bei 2000 eher 40 psi. Wie komme ich jetzt an das Endergebnis?

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Beitrag von Schraubaer » 3. Sep 2021, 21:18

Was für‘n Endergebnis?
Vier Jahre für den Wechsel? Respekt!
Sage, was wahr ist, trinke, was klar ist, esse, was gar ist und #%*, was da ist!!!

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Beitrag von Henk » 3. Sep 2021, 23:37

locdog hat geschrieben:
3. Sep 2021, 21:02
locdog hat geschrieben:
22. Apr 2017, 21:40
Das mit dem Öldruck muss ich noch schauen, wie ich das bei meinem 351er hinbekomme... BJ 79 Ford Ranchero.. aber danke für den Leitfaden, ich muss dringend öl wechseln...
Endlich mal Zeit gehabt. Ich habe im idle 45 psi bei 2000 eher 40 psi. Wie komme ich jetzt an das Endergebnis?
Ich nehme an, Du möchtest Rückschlüsse auf den Zustand deines Motors ziehen.
Dafür benötigst Du das Werkstatthandbuch, in dem steht mit welcher Ölviskosität bei welcher Drehzahl wieviel Öldruck sein sollte.
Gruß Heiko aka Henk

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